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Klangbeispiel ...

Programm

In memoriam Altabt Dr. Norbert Friedrich Mussbacher
(†10.November 2004)

Franz Liszt (1811-1886)
“Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen”,
Variationen über den ersten Satz der
gleichnamigen Kantate BWV 12 von J. S. Bach 19:31

Julius Reubke (1834-1858)
Sonate c - moll für Orgel „Der 94. Psalm“ (1857)
Grave - Larghetto - Adagio - Fuge 26:12

Olivier Messiaen (1908-1992)
„L’ Ascension“
I 6:05
II 5:50
III 4:54
IV 5:20

Gesamtspieldauer 1: 07:55

 

Mitwirkende

Mag.Dr.h.c. Karen De Pastel
geboren in Bellingham, Washington in den USA
Ausbildung an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien in den Fächern Konzertfachklavier, Konzertfachorgel, Violine und Komposition. Diplome mit Auszeichnung und Magister artium. 1979 Debüt als Organistin im Wiener Konzerthaus mit Werken von J. S. Bach.
Welttourneen als Organistin (solistisch wie auch mit namhaften Orchestern) und als Komponistin in fast allen Ländern der Welt. Einige Werke sind beim Verlag Doblinger und anderen Verlagen in Druck erhältlich. Seit 1975 Stiftsorganistin und seit 2002 als Chorleiterin im Stift Lilienfeld. Gründerin und Direktorin des Int. Kultur-Sommers und der Int. Sommerakademie in Lilienfeld . Gründerin und Mitgestalterin des Wienerwald Orgelfest. Seit 1985 Professor für Klavier- und Orgelpraktikum wie auch für Klavier- und Orgelsolo an der Universität für Musik in Wien. Viele Musikpreise und Ehrungen vom Bund und Land NÖ, von Arizona, in den USA; Cambridge, England u.a. begleiten De Pastels Laufbahn.

Zum Programm
Bis in die heutige Zeit stehen Anerkennung und Ablehnung der geistlichen und der Orgelmusik von Franz Liszt dicht nebeneinander. Der Grund für diese zwiespältige Haltung ist sicherlich in Liszts eigenem Spannungsfeld zwischen weltlich ausgerichtetem Virtuosentum und echter Religiosität zu sehen, das sich auch in seinem geistlichen Schaffen widerspiegelt und für die Öffentlichkeit wie auch für die Kirche ein Konfliktpotential darstellt.
Durch seinen schildernden Lebenslauf ist Liszt zu einer legendären Persönlichkeit des 19. Jahrhunderts geworden; dementsprechend standen auch die Äußerlichkeiten seines Lebens wie seiner Werke lange Zeit im Mittelpunkt der Betrachtungen – wodurch das Innere des Komponisten sich eher zögernd offenbart. Liszt war nämlich zu keiner Zeit ein oberflächlicher Mensch. Im Gegenteil: In seinem Leben spielte die Religion stets eine große Rolle und er versuchte, als "compositeur religieux" Kunst und Religion miteinander zu versöhnen. Ausgehend von der frühen Idee einer „musique humanitaire", die in sich Theater und Kirche vereinigte (1835), hielt er im Alter die Musik selbst für religiös, was sich, wie er meinte, in Verbindung mit dem Wort noch intensivierte. Für ihn war die Musik "die einige Kunst, die zum Paradies führt". Um diese Erfahrungen noch zu intensivieren, widmete er sein Leben in späteren Jahren verstärkt der Kirche: 1865 empfing er die niederen Weihen eines Abbe. Als im 13. Dezember 1859 Liszts einziger Sohn, der erst 20 Jahre alte Daniel (aus der Verbindung mit Comtesse Marie d’Agoult), starb, schrieb Franz Liszt unter dem Eindruck des Schmerzes zwei Kompositionen: das Orchesterwerk "Les Morts" (nach einem Gedicht von Lamennais) und ein Klavierstück, basierend auf dem Thema des ersten Satzes der Bach Kantate "Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen". Nur drei Jahre später starb Liszts älteste Tochter Blandine, und der Komponist griff das Kantaten Thema mit dem scherzvollen chromatischen Gang noch einmal auf: diesmal wählte er den basso continuo des Satzes für eine Reihe von Variationen für Orgel. Die auf zwei verwandte, von J.S.Bach stammende Themen ("Weinen, Klagen" und "Crucifixus" aus der h-Moll-Messe) aufgebaute Variationsgruppen bestehende große Fantasie, in der am Höhepunkt des Liedes, der Klage, der Erbitterung und der bis aufs Äußerste gesteigerte Verzweiflung, ein Choral ertont: "Was Gott tut, das ist wohl getan".

Ein weit über seine Lebenszeit hinaus bedeutender Komponist und Virtuose hätte er werden können: doch Julius Reubke erreichte nicht einmal ein Alter von einem Vierteljahrhundert und seine letzten Jahre waren zunehmend überschattet von schwerer Krankheit. Reubke stammte aus der Nähe von Quedlinburg im Harz; sein Vater war ein angesehener Orgelbaumeister, der u.a. die Instrumente im Leipziger Gewandhaus und im Magdeburger Dom gefertigt hatte. Schon früh zeigte sich Reubkes eminente musikalische Begabung; und als er 1851, also gerade 16-jährig, zum Orgel- und Kompositionsstudium ans Berliner Konservatorium ging, war er schon ein fertiger Pianist und Organist, der binnen kurzem zum besten Studenten des Instituts (so bezeichnete ihn Hans von Bülow) avancierte. Nachdem er bereits selbst am Konservatorium unterrichtet hatte, ging er 1856 nach Weimar, um sich bei Granz Liszt zu vervollkommen. Liszt stufte ihn als großes pianistisches Talent ein und prophezeite ihm, als er seine Klaviersonate gehört hatte, eine vielversprechende Karriere auch als Komponist. Doch dazu sollte es leider nicht mehr kommen: Zu Beginn des Jahres 1858 musste Reubke durch zunehmenden Kräfteverfall seine gerade begonnene Konzerkarriere unterbrechen; und im Juni jenes Jahres starb er. An Kompositionen hat Reubke neben einigen Chopin-orientierten Charakterstücken eine Klavier- und eine Orgelsonate geschrieben, die bis heute zum festen Bestandteil des Repertoires beider Instrumente zählen. Namentlich die Orgelsonate besitzt besonderen musikhistorischen Wert, fällt ihr Entstehungsdatum doch in eine Zeit, in der der Orgel zumindest im deutschsprachigen Raum nicht viel Raum gewidmet wurde. Die Orgelsonate basiert auf den neun Versen des Psalms 94 und folgt so einerseits der langen Tradition von Psalmvertonungen ohne Text, andererseits aber auch der zeitgenössischen Tradition textloser Programmmusik. Einsätzig angelegt, besteht die Sonate aus drei Abschnitten – Fantasie, Adagio und einer imposanten breit ausgeführten Fuge-, die alle auf demselben Thema aufbauen. Obwohl Reubke in diesem Kompositionsschema fraglos Liszts Prinzip der symphonischen Dichtung übernommen hat, ist sein Musikstil doch in jeder Hinsicht ein persönlicher, ausgereift in dem Sinn, dass er sich von all seinen Vorbildern, an erster Stell von Liszt, befreien konnte. Der Text aus dem alten Testament beschwört Gott als Richter und Rächer der Welt, die Hoffärtigen die Gottlosen und Bösen bestrafen und die Gerechten trösten möge. Entsprechend dunkle Farben und chromatisch gequälte Harmonien prägen das Klangbild.
Die große künstlerische Bedeutung des französischen Komponisten Olivier Messiaen liegt in der Stärke und Vielseitigekeit seines musikalischen Vokabulars, das er unberührt von den stilistischen Vorgaben existierender Schulen oder Gruppierungen entwickelt hat. Der aus Avignon stammende Messiaen war ein "Wunderkind": Schon mit sieben Jahren begann er zu komponieren und studierte ab seinem elften Lebensjahr am Conservatoire de Paris, u.a. bei Paul Dukas (Komposition) und Marcel Dupre (Improvisation und Orgel). Bald nach Abschluss seines Studiums (1929), dasihm viele Preise eingebracht hatte, wurde er Organist an der Kirche Sainte Trinite in Paris – eine Position, die er bis zu seinem Tode im Jahre 1992 ausfüllte. .........
Um eine Meditation handelt es sich bei der viersätzigen Komposition "L’Ascension" (Die Himmelfahrt), die 1933 zunächst für großes Orchester entstand. Ein Jahr später fertigte Messiaen auch eine Version für Orgel an, wobei er den dritten Satz neu schrieb. In den vier Betrachtungen setzt sich der Komponist hier mit dem Himmelfahrtsfest auseinander und liefert gleichzeitig ein überaus fesselndes Dokument seiner ausgereiften musikalischen Sprache.
Auszüge aus der Beschreibung von Astrid Schramek/ Karen De Pastel